Zwischen den Extremen: Die Diätmentalität & ihr Ganz-Oder-Garnicht-Denken

Sind deine Gedanken zum Thema Essen in schwarz-weiß gehalten?

Süßigkeiten oder Chips hab ich nie zuhause, denn sobald ich weiß, dass es da ist wird die ganze Packung von mir verputzt!

 

Ich wollte eigentlich auf Süßes verzichten, dann hab ich doch beim Geburtstagskuchen des Kollegen zugegriffen. Jetzt ist es auch schon egal, das mit dem gesünder Essen klappt einfach nicht!

 

Solche Gedanken kennen die meisten meiner Klient:innen, die mit der Absicht ausgewogener  zu Essen oder dem Wunsch, Gewicht zu verlieren, zu mir in die Beratung kommen.

 

Alles oder nichts ist, gerade wenn es um so alltägliche aber auch sinnliche Tätigkeiten wie das Essen geht, kein erfolgversprechendes Denkmuster um Gewohnheiten nachhaltig zu beeinflussen.

 

Essen dient in der heutigen Zeit nicht nur dem Stillen von Hunger, sondern bietet die Gelegenheit für Genuss und weckt häufig Erinnerungen an Situationen die wir mit verschiedenen Geschmäckern und Gerüchen verbinden. Nicht nach einem starren Plan Essen essen zu müssen bringt Flexibilität und bietet die Gelegenheit auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu reagieren. Anstatt vom einen Extrem “Essen nach strengen Vorschriften” zum anderen Extrem “Achtloses Essen” zu pendeln, ist es schlau sich in dem Graubereich dazwischen einzupendeln.

Dich abstempeln als „willenlos, undiszipliniert“ usw. beeinflusst deine Gedanken über dich selbst & tut deinem Selbstwert nicht gut. Besser: “In der Vergangenheit habe ich gerne das ganze Sackerl Chips/die ganz Tafel Schoki o.Ä. auf einmal verputzt.” So gibst du deinen Gedanken den Freiraum, um positives Bild von deinem künftigen Essverhalten zu manifestieren.

 

 

Der erste Schritt, aus dem Teufelskreis “negative Gefühle/Gedanken - Essen - negative Gefühle/Gedanken” auszubrechen ist:

 

Dich selbst zu akzeptieren und Dir selbst zu wünschen, dass du es in Zukunft anders machst. Anders muss eben nicht perfekt und genau nach Plan sein!

 

Stell dir vor, wie du dir dein Essverhalten wünschst & schaffe eine realistische Version von deinem künftigen Essverhalten, mit dem du glücklicher bist als in der Vergangenheit. z.B.:

·          Ideal: Ich habe nie Verlangen nach Süßigkeiten & Knabberzeugs

·         Realistisch: Ich werde nicht jeden Tag das Verlangen nach solchen Dingen haben.

·         Ideal: Ich esse jeden Tag 3 Mahlzeiten mit 5 Stunden Pause dazwischen

·         Realistisch: Ich achte auf bewusste & regelmäßige Mahlzeiten.

 

 

Das bedeutet nicht, dass du nie aus Gusto allein essen kannst. Versuch, bevor du in die Naschlade greifst, ein möglichst genaues Bild von deinem idealen Snack zu gewinnen. Wie ist die Konsistenz, der Geschmack, das Format worauf ich gerade richtig Lust habe? Dann nimm dir Zeit um deinen Snack mit allen Sinnen zu genießen.

 

Achtsamkeit aufs Essen selbst ist bei allen Mahlzeiten hilfreich, um danach auf verschiedenen Ebenen befriedigt zu sein.

 

  • Wie sieht dein Essen aus?
  • Welche Gerüche kannst du wahrnehmen?
  • Wie klingt es beim Auspacken/Schneiden/Reinbeißen/Kauen?
  • Wie fühlt es sich im Mund an? Welche Konsistenzen nimmst du wahr?
  • Wie schmeckt es?
  • Wie fühlt es sich an, wenn es im Magen ankommt?

 

Wohlwollender mit dir selbst umzugehen, den Fokus auf die Dinge auf die du gut achtest zu legen und dir bewussten Genuss zu gönnen sind wichtige Schritte, um dich in einem entspannten Essverhalten einzupendeln. Natürlich ist das keine Veränderung, die von heute auf morgen geschieht. Es ist gut wenn dir bewusst ist, dass du jeden Tag Aspekte des achtsamen Essens in deinen Alltag holen kannst und dich nicht von Diätweisheiten verunsichern lässt. 

In einer Ernährungsberatung bei mir gebe ich dir gerne Orientierung, wie du deinen Körper bedarfsgerecht mit Nahrung versorgen kannst und welche Gelegenheiten sich bieten, um Ansätze des achtsamen Essens in deinen Alltag zu holen. 

Wenn Essen eine Lücke füllen soll, die nicht durch Nährstoffe füllbar ist, kann Arbeit im psychotherapeutischen Setting hilfreich sein um Zusammenhänge aufzudecken. Ein Kompetenzzentrum für Menschen mit Essstörungen findest du z.B. bei sowhat.

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