Traditionell, deftig..
.. & neu interpretiert!
Woher bekommen Pflanzenfresserchen denn ihr Protein? Und das Eisen? Gepaart mit Sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen für eine geregelte Verdauung bekommen wir diese wichtigen Nährstoffe zum Beispiel aus Hülsenfrüchten.
Meine Lieblingsvertreter der Schmetterlingsblütler sind mit Abstand die Linsen. Schon als Kind habe ich mich gefreut, wenn Oma Linsen mit Semmelknödel (natürlich schon damal ganz bewusst ohne Speck;) auf den Tisch gestellt hat. Einfach das perfekte Winteressen, das von innen wärmt! Mit ein paar orientalischen Gewürzen gleich noch viel mehr. Im nahen Osten kommen Hülsenfrüchte übrigens viel öfter als im Westen auf den Tisch, während sich Fleisch traditionellerweise eher im Hintergrund aufhält, oder wie in Indien gar nicht gegessen wird. Hülsenfrüchte sind vielseitig - ob als Hummus, Eintopf, Suppe oder Füllung von Teigtaschen - mit ein wenig Übung hat man ganz schnell ganz viele Variationen beisammen, die sich aus Bohnen, Kichererbsen, Erbsen, Soja, Linsen & Co herstellen lassen.
Da diese Früchtchen viele viele Ballaststoffe beinhalten sollten diejenigen, die ihre Verdauung normalerweise nicht sonderlich fordern, davon anfangs nur kleine Portionen essen und gaaaaanz gut kauen. Dann gibt's auch keine Beschwerden.
Im Gegensatz zu meinen üblichen Rezepten dauert die Zubereitung dieser Röllchen doch etwas länger. Diesen Zeitaufwand sind die Golabki allemal wert! Festtagsschmaus auf Polnisch.
Für 12 Röllchen (à 10cm, etwa 6 Portionen) braucht Ihr ca. 500 Gramm gegarte Linsen, das entspricht ungefähr einer großen Dose braune Linsen oder ungefähr 180g rohe braune Linsen, die über Nacht vor der Zubereitung eingeweicht werden müssen. Gelbe oder rote Linsen könnt Ihr ebenfalls verwenden, dafür ist das Einweichen nicht notwendig. Vom Gesundheitswert macht Ihr kaum Abstriche, wenn Ihr statt frisch gekochten* die Hülsenfrüchte aus der Dose oder aus Gläsern verwendet. Beim Trocknen gehen sowieso die meisten flüchtigen Vitamine und sekundären Pflanzenstoffe verloren, in der Dosenware geht zusätzlich etwas von den Mineralien ins Kochwasser über - dafür sind in den übrigen Zutaten auch noch eine Menge Vitamine & Mineralien. Insgesamt sind diese Röllchen echte Ballaststoff-Bomben, für diejenigen mit einer empfindlichen Verdauung könnte die Kombi aus Kohl und Hülsenfrüchten zu viel des Guten sein. Gutes Kauen ist hier auf jeden Fall sehr wichtig, um sich keine Sorgen um Verdauungsprobleme machen zu müssen.
Ein großes Schneidbrett, ein scharfes Messer, ein großer Kochtopf, ein Topf oder eine tiefe Bratpfanne, ein Kochlöffel, eine Auflaufform sowie eventuell ein Mixstab (muss nicht unbedingt sein, verbessert die Konsistenz aber deutlich) sollten an Equipment reichen.
Hier nun die Anleitung, wie Ihr Euch orientalischen Duft in die Küche und die Wärme des Orients in die Bäuchlein zaubern könnt.
Zutaten
Für 6 Portionen
500g braune Linsen, gegart*
300g, ~7 mittelgroße Karotten, in kleine Würfel gehackt
ein kleiner Kohlkopf (~400g) - 12 bis 15 Blätter vom Strunk gelöst
500 ml passierte Tomaten
4 EL Pflanzenöl zum Braten (ich benutze dafür Olivenöl)
1 großer Zwiebel, in Würfel gehackt
2 EL Rosinen
2 Knoblauchzehe mit 1/2 TL Salz so lange gehackt, bis eine Art Paste entsteht
Koriander, Kurkuma, Piment, etwas Zimt & Pfeffer nach Geschmack
1 EL Petersilie gehackt
Zubereitung
Alle Zutaten wie beschrieben vorbereiten. Als erstes werden in einem robusten Topf die Gewürze, dann die gehackten Karotten in 2 EL Öl angebraten. Die abgetropften Linsen sowie die Rosinen kommen hinzu, dann diese Masse mit Salz und Gewürzen abschmecken. Falls der Topf dazu geeignet ist (unbeschichtet!) dann her mit dem Mixstab & etwa die Hälfte der Linsen-Karotten-Rosinen Masse zerkleinern. Das nun etwas überkühlen lassen.
In einem großen Topf mit Wasser die Kohlblätter je eine Minute lang blanchieren, kalt abschrecken und beiseite stellen.
Nun sind die beiden Komponenten der Kohlrouladen bereit zur Weiterverarbeitung. Von den Kohlblättern jeweils den starken Mittelstrunk herausschneiden, dann eine kleine Menge (je nach Blattgröße etwa 2 EL) der Linsenmasse auf ein Blatt geben und einrollen. Leider habe ich dafür noch keine einfache Anleitung parat, jedes Blatt ist individuell und so ist auch die beste Art des Einrollens verschieden. Da wird das Kochen ganz bestimmt nicht langweilig!
Die fertigen Röllchen werden nun in eine Auflaufform geschlichtet, sodass sie sich nicht mehr öffnen können. Ich habe aus der angegebenen Menge an Zutaten 12 Röllchen geformt, manchmal mussten 2 Blätter zusammengerollt werden, manchmal war eines groß genug.
Zu guter Letzt werden noch die 2 EL Öl erhitzt, die Zwiebel, Knoblauchpaste und Gewürze nach Wahl (z.B. Koriander, Pfeffer & Oregano) erhitzt & mit etwas Rotwein abgelöscht. Wenn der Zwiebel rot gefärbt ist kommen noch die passierten Tomaten hinzu und nach kurzem Aufkochen ist die Sauce auch schon fertig!
Die Sauce über die Kohlrouladen gießen, dann kommt die Auflaufform für 30 Minuten in den Ofen. Sehr gut würden sich Ofenkartoffeln oder ein Pürree als Beilage eignen, die Wahl überlasse ich Euch selbst.
Hier noch ein Foto von den fertigen Kohlrouladen - Golabki - das Euch bestimmt das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Die Zubereitung im Team wäre hier eine echte Erleichterung, gerade darum fände ich dass Golabki ein super Festtagsessen wären. Probiert diese polnische Spezialität in meiner pflanzenbasierten Version aus, solange der Kohl noch in Saison ist, es zahlt sich auf jeden Fall aus!
Viel Spaß beim Ausprobieren - Smacznego!
*Linsen garen: Braune Linsen erst mal durchsehen, denn getrocknete Linsen enthalten oft kleine Steinchen, siebe daher die Linsen und entferne alles, was nicht hineingehört. Wasche die Linsen in einem Sieb mit kleinen Löchern unter klarem Wasser. Linsen können vor dem Kochen eingeweicht werden - dies verkürzt die Garzeit auf etwa 30-40 Minuten (statt 60 Minuten ohne Einweichen) - am besten mit Wasser bedeckt, über Nacht.
Rote und gelbe Linsen werden nicht eingeweicht, da sie schnell garen und dann zerfallen.
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